Köln, 23. Oktober 2024
Der Kölner Messstellenbetreiber und Anbieter von dynamischen Stromtarifen SpotmyEnergy versetzt seine Kunden ab dem 1. April 2025 in die Lage, die bis dahin erstmalig in Deutschland eingeführten dynamischen Netzentgelte der Verteilnetzbetreiber zu nutzen. Das Besondere: die Steuerung funktioniert hierbei über das Smart Meter Gateway und ein integriertes CLS-Energiemanagementsystem unter Nutzung des neuen Branchenstandards EEBUS.
Verschiebt ein Kunde einen Teil seines Stromverbrauchs – etwa beim Laden eines Elektroautos oder eines Heimspeichers – in Zeitfenster, an denen der Strompreis an der Spotbörse niedrig ist, erhält er daher zukünftig nicht nur reduzierte Energiekosten für den verbrauchten Strom, sondern auch reduzierte Netzentgelte nach §14a des novellierten Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG).
Eine Beispielrechnung anhand realer Verbrauchsdaten zeigt, dass ein Kunde mit einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 km durch den Wechsel in einen dynamischen Stromtarif rund 400 € pro Jahr einsparen kann. Durch die Einführung dynamischer Netzentgelte und die gezielte Lastverschiebung beim Laden eines Elektroautos ergeben sich zusätzliche Einsparpotenziale. So können beispielsweise im Netz der E.DIS AG, in dem viel Windenergie für nächtliche Niedrigpreise sorgt, weitere 140 € pro Jahr eingespart werden.
Die Verarbeitung der Datensignale zu zeitvariablen Netzentgelten, die von den deutschen Netzbetreibern zum 15. Oktober 2024 bekannt gegeben werden, erfolgt dabei über das Energiemanagementsystem und das Smart Meter Gateway. Dabei kommuniziert das Energiemanagementsystem mit integrierter Steuerbox-Funktion, die SpotmyEnergy für die Ansteuerung und Optimierung der verschiedenen Verbrauchseinheiten im Haushalt einsetzt, nicht separat über eine zusätzliche WAN-Verbindung mit einer Cloud, sondern direkt mit dem Smart Meter Gateway. Dieses empfängt die aktuellen Preise an der Strombörse und die aktuelle Höhe der Netzentgelte. Die Verwendung der BSI-konformen Kommunikationsstandards LPC, MPC und TOUT für eine einheitliche Kommunikation mit den Anlagen in der Liegenschaft, die alle auf Entwicklungen der EEBUS-Initiative basieren, gewährleistet dabei das derzeit höchstmögliche Maß an Datensicherheit.
Der Verzicht auf die Verwendung einer separaten Steuerbox und WAN-Verbindung führt dabei nicht nur zu einer erhöhten Resilienz des Systems gegenüber potenziellen Cyber-Angriffen, sie ermöglicht auch eine größere Unabhängigkeit bei der Wahl des Stromlieferanten, da der Kunde nun nicht mehr an die technische Cloud-Infrastruktur eines spezifischen Anbieters von Energiemanagementsystemen gebunden ist. Zusätzlich entfallen Kosten und Installation einer gesonderten Kommunikationsstrecke für die Steuerung der angebundenen Verbrauchseinheiten wie Wärmepumpe, Heimspeicher oder Elektroauto.
Die technische Machbarkeit der Ein-Box-Lösung von Consolinno wurde bereits heute mit den Partnern SpotmyEnergy und EEBUS nachgewiesen und auf dem EEBUS Summit 2024 der Fachöffentlichkeit präsentiert.
Consolinno Energy entwickelt Systemdienstleistungen für die dezentrale Energiewende, darunter das im Testaufbau zur Steuerung lokaler Anlagen eingesetzte Energiemanagementsystem Leaflet HEMS. Das System optimiert P-Lim (§14a EnWG) und Tarife anbieter- und herstellerübergreifend und ermöglicht eine flexible, lokale Steuerung, die sich an regulatorische Anforderungen anpasst.
Bei der Kommunikation zwischen den beteiligten Geräten und der Steuerung der Verbrauchseinheiten unterschiedlicher Hersteller spielt der EEBUS-Standard eine zentrale Rolle. In Bezug auf dynamische Netzentgelte unterstützt der Standard zudem den Anwendungsfall Time-of-Use-Tariff (TOUT), bei dem Preistabellen sicher über die WAN-Schnittstelle in die Liegenschaft übertragen und an das Energiemanagementsystem weitergeleitet werden.
Die intelligente Steuerung von Anlagen auf Basis dynamischer Tarife und Netzentgelte ist ein Schlüsselfaktor für die weitere Umgestaltung des Stromnetzes hin zu einer vollständigen Nutzung erneuerbarer Energien.
Georg Gaiser, Vice President Product bei SpotmyEnergy, sieht den Vorteil der technischen Lösung beim Kunden und beim Netz:
„Mit zeitvariablen Netznutzungsentgelten lassen sich nicht nur Kosteneinsparungen auf Kundenseite erreichen, sondern auch eine verbesserte Integration der schwankenden Stromerzeugung aus Photovoltaik und Windkraft auf der Verteilnetzebene. Denn die zeitvariablen Netzentgelte potenzieren den Anreiz zur Lastverschiebung, den bereits ein dynamischer Tarif mit aktuellen Preisen der Spotbörse setzt. Zukünftig können daher hunderttausende von vernetzten E-Autos, Wärmepumpen und Heimspeicher wie eine gigantische Batterie das Verteilnetz entlasten, wenn sie intelligent gesteuert werden. Mit der vorgestellten Ein-Box-Lösung haben wir mit unseren Partnern gezeigt, dass die technische und skalierbare Umsetzung möglich ist und nun ausgerollt werden kann.“